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Architektur International, Ausgabe Sept. 09

Normalerweise sind es Brücken, Flughäfen oder andere stahlbaulastige Großbaustellen, zu denen es Hendrik Schirmer, Bauleiter für den Innenausbau des Klimahauses, zieht. Ein Anruf - Bauleiter gesucht! - von Friedo Meger, quasi Erfinder der Ausstellung und Chefdenker der Firma Kunstraum in Hamburg, ließ ihn gewohnte Pfade verlassen. An mehreren Meetings erklärte er den Entwurf, die Planungsprozesse, den Anspruch an das Projekt und Probleme, die zu meistern seien. Und schnell war klar: das will er machen. Was ihn daran reizt? Die Einzigartigkeit der Gebäudestruktur, die enorme Technikdichte an TGA und Elektrogewerken und die daraus resultierende besonders interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den anderen projektbeteiligten Ingenieuren. Und nicht zuletzt: eine Baustelle am Meer! Denn Kindheit und Jugend verbrachte Schirmer an der Ostsee, ehe ihn das Studium der Architektur in die Sachsenmetropole Leipzig verschlug.
Für diese interessante sowie  umfangreiche Aufgabe konnte er noch seinen Freund und Kollegen, Gerald Fuchs, Architekt in Berlin, gewinnen. Später kamen dann noch eine ehemalige Kollegin von Kunstraum sowie seine Schwester, Solveig Schirmer mit ins Bauleitungsteam. Auf ihre Erfahrungen als Innenarchitektin im hochwertigen Ausbau (z.B. Grand Hotel Heiligendamm) wollte er nicht verzichten. Eine Besonderheit waren die größtenteils funktionalen Ausschreibungen der Kulissen, Aus- und Einbauten, Exponate, Grafiken usw. Festgelegt waren von Kunstraum natürlich vor allem die Funktion, die Anmutung, die Oberflächen, also rein optische Anforderungen. Bei der baulichen Umsetzung durch die Kulissenbauer musste oft eingeschritten werden, denn hier wird für länger als eine Spielzeit gebaut. Es gab fast nichts, was es nicht gab: Wandflächen wurden mit Blattgold belegt, Landschaften wurden modelliert, sanft hügelig oder als aufgerissene Schollen eines ausgetrockneten Flussbettes, Stahltreppen und Stege wurden eingebaut, verrückt geschwungene Trockenbau-Konstruktionen wurden erstellt und die Kulissenmaler zauberten etliche Illusionen an Wände oder auf Panoramen. Einige Bauteile im Bereich Tiefsee wurde sogar im Team vor Ort entworfen und durchgeplant. Eine echte Herausforderung war die Herstellung der Antarktis. Hier waren wieder die Erfahrungen aller gefragt. Die Eisbau-Firma, sonst mit dem Bau von Eisbahnen beschäftigt, sollte hier nun eine zerklüftete Eislandschaft aus Eisbergen und Schollen schaffen, und das im Rahmen der gültigen Normen für die Installation von Haustechnik. Neuland für alle denn eine Antarktis hat wohl noch niemand vorher gebaut. Diese Baustelle war ein Glücksfall, resümiert Schirmer, denn nirgendwo sonst war die Arbeit als Bauleiter so vielseitig wie hier, nirgendwo hat er soviel dazugelernt – technisch als auch bei der Arbeit mit den Berufskollegen, denn bei einer derart intensiven Auseinandersetzung mit allen hier anzutreffenden und parallel arbeitenden Gewerken und Disziplinen war das Konfliktpotential naturgemäß hoch.